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WESTWIND Preisverleihung

Freitag, 06. Juni 16 Uhr - FFT Düsseldorf

Am Freitag, 6. Juni verkündeten die Kinderjury, die Jugendjury und die Fachjury, wen sie aus den zehn NRW-Produktionen als besonderen Moment, preis-, förder- oder denkwürdig erlebt haben. Gemeinsam vergaben sie mit ihren Urkunden das Preisgeld von 10.000 Euro des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW paritätisch an die von ihnen gewählten Preisträger:innen.

Die Kinderjury bestehend aus Aedan D’Inca, Marie Höhn, Momo Knevels, Tosca Knoebel, Lieselotte Rüdel, Lotta Singh, Mia Tangen, Rona Tarhan und Maya Seuken ehrten die Produktion »Monsterrrr!« von TOBOSO aus Essen ab 7 Jahren, Physical Comedy mit Trygve Wakenshaw. Auszug aus der Jurybegründung: »Es war sehr bunt und einfallsreich und nicht zu furchteinflößend. Das Kostüm hat zu einem Kostüm gepasst, das nicht Unheil wollte, sondern Spaß. Unsere Highlights waren die selbst produzierten Soundkulissen und die vielen spontanen Witze.«

Die Jugendjury bestehend aus Hannah Claas, Thien Kim Phan, Eli Aliashvili, Julian Lambrozov, Kassandra Giftaki und Danyil Kostiunin ehrte die Produktion »in liebe,« von c.t.201 aus Köln ab 14 Jahren, eine Stückentwicklung von Sefa Küskü und Ensemble. Auszug aus der Jurybegründung: »Ein Stück, das eine unbequeme Realität auf die Bühne bringt – ohne zu belehren, sondern mit Klarheit, Emotion und Mut. Es ist ein starkes, mutiges Stück, das aktuelle Realität künstlerisch verdichtet, das uns als Jugendliche ernst nimmt – und das eine Geschichte erzählt, die gehört werden muss.«

Die Fachjury bestehend aus Kuratorin Mijke Harmsen, Theaterleiter, Tänzer und Choreograf Jan Kress und Kulturjournalistin Dorothea Marcus ehrte ebenfalls die Produktion »Monsterrrr!« von TOBOSO aus Essen ab 7 Jahren. Auszug aus der Begründung: »Ein Stück, das uns alle auf verschiedenen Sinnesebenen anspricht und gleichzeitig gesellschaftlich-relevante Themen wie Ausgrenzung, Autorität und Othering anspricht. Themen wie Einsamkeit, Wut und Entgrenzung werden psychologisch tief aufgearbeitet und gleichzeitig bringt die Inszenierung uns so sehr zum Lachen, das wir fast nicht mehr können. «

Laudatio Kinderjury

Es gab viele Diskussionen in der Woche und viele theaterreiche, lustige Stücke. Aber zum Ende sind wir zum Schluss gekommen, dass das Stück „Monsterrr“ von TOBOSO Essen gewinnt.

Unsere Begründung: Es war sehr witzig und es hat sehr viel Spaß gemacht. Es war sehr viel Kreativität im Stück zum Beispiel beim Kostüm. Es war sehr bunt und einfallsreich und nicht zu furchteinflößend. Besonders tolle Einzelheiten am Kostüm waren zum Beispiel die bunte Perücke und die drei Hörner darauf und natürlich der Ballerinarock. Das Kostüm hat zu einem Kostüm gepasst, das nicht Unheil wollte, sondern Spaß. Wir fanden auch, dass die Spielweise des Schauspielers überzeugt. Unsere Highlights waren die selbst produzierten Soundkulissen und die vielen spontanen Witze. Außerdem fanden wir gut, dass das Monster ins Bühnenbild fiel, dass kein Schauspieler, sondern ein waschechtes Monster auf der Bühne stand und die immer wiederkehrenden Wortwitze wie: Stop-i und Entstuhldigung. Zuletzt haben wir folgende Message für uns herausgesucht: „Es ist egal, wer oder was du bist, alle sollten gleichberechtigt sein und die Möglichkeit haben, die Welt auf ihre Weise zu entdecken.“ Aus all diesen Gründen haben wir beschlossen „Monsterrr“ zu wählen.

Aber alle Theaterstücke waren toll und haben einen Preis verdient. Deswegen haben wir für die anderen Geschenke gebastelt. Nach der Preisverleihung bitte abholen. Dann noch einen großen Applaus für „Bad Bugs“, „Unsere Grube“ und „Ich will das so“.

Laudatio Jugendjury

Liebes Publikum, liebes Ensemble, liebe Mitwirkende,

wir als Jugendjury haben in den vergangenen Tagen viele starke, berührende und inspirierende Produktionen erleben dürfen. Doch ein Stück hat uns besonders nachhaltig beeindruckt. Ein Stück, das eine unbequeme Realität auf die Bühne bringt – ohne zu belehren, sondern mit Klarheit, Emotion und Mut.
Unser Jugendjury-Preis geht an „in liebe,“ vom c.t.201 freien Theater Köln.

Im Zentrum stehen zwei jugendliche Freundinnen – zwei Figuren, die unterschiedlicher kaum sein könnten, und die sich dennoch auf wunderbare Weise ergänzen. Sie ermöglichen uns eine Perspektive, die uns als junge Menschen direkt erreicht: nahbar, ehrlich, emotional.
Durch diese beiden erleben wir, wie Liebe und Freundschaft ineinander übergehen können – wie sehr Verlust schmerzt und wie sehr Angst unser Handeln bestimmt.

Und am Ende bleibt die zentrale, erschütternde Frage: Wer von beiden fürchtet sich mehr, so zu enden wie Hatun Sürücü?

Diese Frage wirkt nach. Denn das Stück erinnert uns daran, dass Hatun Sürücü nicht vergessen ist – „ihr Mut hallt so laut, dass er noch heute hörbar ist.“

Was das Stück besonders macht, ist sein Ton. Es schafft eine Balance zwischen schwerem Thema und leichten Momenten. Es gibt ehrliche Lacher mitten in einer Geschichte, die von Angst, Druck und Gewalt erzählt. Das ist kein Widerspruch – das ist menschlich. Und es zeigt, wie stark Theater sein kann, wenn es beides zulässt: Tränen und Lachen, Ernst und Leichtigkeit. Gleichzeitig scheut sich „in liebe,“ nicht, auf gesellschaftliche Missstände hinzuweisen: Statistiken über Femizide, die erschüttern. Der stille Zwang in Familienstrukturen, die oft von patriarchalen Vorstellungen geprägt sind. Die Risiken, die Menschen – besonders Frauen – eingehen, wenn sie sich anders verhalten, sich lösen, sich selbst treu bleiben wollen. Besonders im Kontext muslimisch geprägter Kulturen wird deutlich, wie groß der Preis für Freiheit manchmal sein kann. Aber das Stück verurteilt nicht. Es beobachtet. Es konfrontiert. Es fragt – und fordert zum Nachdenken auf.

Genau deshalb verleihen wir heute diesen Preis: Weil „in liebe,“ ein starkes, mutiges Stück ist, das aktuelle Realität künstlerisch verdichtet, das uns als Jugendliche ernst nimmt – und das eine Geschichte erzählt, die gehört werden muss.

Herzlichen Glückwunsch an das Ensemble und das gesamte Team des c.t.201 freien Theater Köln!